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Der Stakeholderdialog für GLOWA-Danube in der 3. Projektphase

1. DANUBIA in die Welt setzen – Der Stakeholderdialog in der dritten Phase

Im Mittelpunkt von GLOWA-Danube steht die Entwicklung des integrierten Entscheidungsunterstützungssystems DANUBIA für langfristiges und nachhaltiges Wasser(nutzungs)management im Einzugsgebiet der Oberen Donau. Um dies zu ermöglichen, haben die Wissenschafter von GLOWA-Danube unterschiedliche Teilmodelle entwickelt, miteinander gekoppelt und dabei umfangreiche Pionierarbeiten in der Global-Change Forschung geleistet. Die wissenschaftliche Arbeit von GLOWA-Danube wurde durch einen systematischen Dialog mit Entscheidungsträgern, Betroffenen und potenziellen Nutzern von DANUBIA begleitet, um so die Praxisrelevanz sicherzustellen. Die Wissenschaftler standen während des gesamten Projektes in intensivem Austausch mit diesen Stakeholdern und konnten so wertvolle Impulse aus der Praxis aufnehmen.

In der dritten Phase von GLOWA-Danube wurde der Stakeholderdialog von der IFOK GmbH durchgeführt. Dabei ging es darum, den Dialog systematisch auf die Entwicklung und Bewertung der entwickelten Szenarien sowie der Simulationsergebnisse und ihrer Implikationen auszurichten sowie eine Akzeptanz bei den potenziellen Nutzern von DANUBIA und dessen Modellergebnissen zu erreichen.
Mit der Einbindung eines zentralen Stakeholders, dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) als Projektpartner wurde von GLOWA-Danube in Phase III eine hervorragende Bedingung für den Stakeholderdialog geschaffen.

IFOK hat das Vorhaben auf die folgenden Ziele undAufgaben hin ausgerichtet und konzipiert:

  • DANUBIA als Unterstützungssystem in Entscheidungen etablieren. Der Stakeholderdialog soll sicherstellen, dass Entscheider frühzeitig über DANUBIA informiert werden und dass sie Rückmeldungen und Anregungen an GLOWA-Danube richten können.
  • Qualität und Relevanz der Ergebnisse steigern. Der Stakeholderdialog hat zur Aufgabe, die Formulierung und Bewertung der Szenarien gemeinsam mit Stakeholdern zu organisieren.
  • Entwicklung von Anpassungsstrategien unterstützen. Aufgabe des Stakeholderdialoges ist es, eine multisektorale Diskussion der Projektergebnisse zur Antizipierung von Konflikten und für die Diskussion von Lösungsoptionen zu ermöglichen.

Leitfragen für den Diskussionsprozess waren daher u.a.: Was sollte GLOWA-Danube leisten, um für die Stakeholder noch relevanter zu werden? Wie kann DANUBIA bei der Lösung konkreter Fragestellungen helfen, beispielsweise bei langfristigen Investitionsentscheidungen im Rahmen der Flussgebietsplanung nach
EU-Wasserrahmenrichtlinie oder bei der Entwicklung von Anpassungsstrategien an den Klimawandel?
Im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Praxisrelevanz des Projektes wurde zudem von Beginn an die Frage gestellt, wie nach Projektabschluss die Ergebnisse von
GLOWA-Danube in der Region verankert und implementiert werden können.

2. Strukturierung des Stakeholderprozesses

Der Stakeholderdialog für GLOWA-Danube wurde von IFOK im Sinne der transdisziplinären Forschung als kontinuierlicher und iterativer Prozess zwischen Stakeholdern und Wissenschaftlern konzipiert. Dazu wurde eine offene Kommunikation in beide Richtungen – von der Wissenschaft zu den Stakeholdern und umgekehrt – ermöglicht.
Um zunächst die für GLOWA-Danube relevanten Stakeholder identifizieren zu können, wurden die folgenden Kriterien herangezogen (siehe Abbildung E4.1):

  • Region: Einzugsgebiet Obere Donau, d.h. Bayern, Baden-Württemberg und Österreich
  • Handlungsfeld: Wasserwirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Energieerzeugung, Schifffahrt Wasserversorger,Tourismus
  • Gesellschaftlicher Bereich: Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft/Verbände

Schließlich wurden Stakeholder nach ihrer möglichen Rolle im Projekt betrachtet. Zum einen sollten Akteure als potenzielle Nutzer von DANUBIA und dessen Ergebnissen angesprochen werden.

Zum anderen sollten Akteure eingebunden werden, die als Entscheidungsträger, als Wassernutzer oder mögliche Betroffene an der inhaltlichen Ausgestaltung der Szenarien mitwirken und Handlungsoptionen entwickeln können.
Insgesamt wurden rund 275 Stakeholder angesprochen, davon waren 90 Personen aus 40 Institutionen an den Veranstaltungen aktiv eingebunden, weitere 30 bis 40 Akteure waren in Form von bilateralen Gesprächen und Interviews an dem Prozess beteiligt.


Abbildung E5.1: Stakeholder von GLOWA-Danube.

Für die Ausgestaltung des Dialogprozesses wurde die Stakeholderbeteiligung sowohl mit den Arbeitsschritten der Wissenschaftler als auch mit laufenden Aktivitäten
der Stakeholder inhaltlich und zeitlich eng verzahnt. Diese enge Zusammenarbeit mit den Stakeholdern bedeutete auch für die Wissenschaftler von GLOWA-Danube
eine Herausforderung. Sie mussten sich kontinuierlich auf neue Vorschläge und Anfragen seitens der Stakeholder einstellen, erhielten dafür aber auch wertvolle
Impulse für ihre Arbeit.
Die Rolle von IFOK in diesem Prozess war die eines neutralen Moderators, der als Mittler den Dialog für beide Seiten – Wissenschaft und Stakeholder – gleichermaßen beförderte, auf die zeitliche Verzahnung der Arbeiten und ggf. auch auf die Beantwortung von Stakeholderanfragen bei GLOWA-Danube achtete („Prozessmotor“).

3. Umsetzung des Stakeholderdialogs

Als Vorbereitung war zunächst eine Verständigung zwischen den Teilprojekten von GLOWA-Danube und IFOK erforderlich. Auf Basis eines gemeinsam entwickelten Verständnis wurden dann die zentralen Arbeitsschritte des Stakeholderdialogs entworfen und umgesetzt. Im Ergebnis bestand der Dialogprozess aus mehreren, systematisch verflochtenen Schritten (siehe Abbildung E4.2). Dabei erfolgte vor und nach jedem Schritt jeweils ein Abgleich mit dem Modellierungs- und Szenarioentwicklungsprozess von GLOWA-Danube.


Abbildung E5.2: GLOWA Danube Stakeholderdialog – Prozessübersicht.

Zunächst wurden die Bedürfnisse und Erwartungen von Stakeholdern aus verschiedenen Handlungsfeldern und gesellschaftlichen Bereichen mit Hilfe von leitfadengestützten Interviews sondiert. Diese Erhebung lieferte sowohl inhaltliche Erkenntnisse für die Wissenschaftler von GLOWA-Danube als auch prozessorientierte Hinweise für die Moderatoren zur weiteren Ausgestaltung des Dialogs.
Ferner wurden ausgewählte Entscheidungsträger frühzeitig über das Projekt und den Stakeholderdialog informiert („Road-Show“). Dafür wurden themenbezogene Wissenschaftlerteams von GLOWA-Danube zusammengestellt und gemeinsam mit der Moderation meist halbtägige moderierte Rundgespräche vor Ort durchgeführt.
Aufbauend auf diesen beiden Schritten startete der zentrale Teil des Dialogprozesses in Form von zwei thematischen Workshopserien im Abstand von etwa einem Jahr. Jede Serie bestand aus drei ganztägigen moderierte Veranstaltungen zu den Themen:

  • Energie und Infrastruktur
  • Land- und Forstwirtschaft sowie
  • Wasserversorgung und Tourismus.

Die erste Workshopsserie diente der Absicherung der Teilmodelle, der gemeinsamen Entwicklung von Szenarien und dem Einholen von Stakeholderwünschen/- aufträgen an GLOWA-Danube. Die Anfragen der Stakeholder wurden im Anschluss von den Wissenschaftlern modelliert und für die zweite Workshopserie aufbereitet. In der zweiten
Serie konnten die weiterentwickelten Ergebnisse vorgestellt werden. Außerdem wurden weitere Handlungsoptionen und -erfordernisse sowie die Implikationen der Ergebnisse für Politik und die Kommunikation in die eigenen Zielgruppen hinein diskutiert.
In allen Veranstaltungen wurde der zielführende Austausch zwischen Stakeholdern und Wissenschaftlern durch den Einsatz der strukturierten Techniken der Gesprächsmoderation wesentlich verbessert bzw. erst ermöglicht.

4. Ergebnisse und Fazit

Die Ergebnisse des Stakeholderdialogs werden hinsichtlich der Inhalte und der Dialogziele unterschieden. Die inhaltlichen Ergebnisse finden sich in mehreren weiteren Beiträgen, worin die Stakeholderwünsche aufgegriffen und aus Sicht von GLOWA-Danube beantwortet werden (siehe Kapitel 3). Im Hinblick auf die Dialogziele (v.a. Akzeptanz und Relevanz der Ergebnisse zu steigern) zeigt sich:

  • Die Absicherung der Modelle und die Entwicklung der Szenarien erfolgten im Dialog mit den Stakeholdern.
  • Die Stakeholder akzeptieren die Vorgehensweise von GLOWA-Danube und brachten für sie relevante Fragestellungen ein, die auch beantwortet wurden. Dadurch wurde Vertrauensbildung in und Relevanzsteigerung für die Ergebnisse von GLOWA-Danube unterstützt.
  • Die Stakeholder sind sensibilisiert u.a. für adaptives Vorgehen unter Unsicherheit. Damit sind wichtige Grundlagen für die Implementierung gelegt.

Darüber hinaus zeigte sich, dass durch den Dialog und die Workshops ein offenes, multisektorales Netzwerk zum Thema Klimawandel und Wasserhaushalt in der Region entstanden ist. Gemeinsam hat ein gegenseitiger Lernprozess und Kompetenzaufbau stattgefunden. Dieses Netzwerk sollte verstetigt werden z. B. durch eine intermediäre multisektorale Plattform in der Region. Es wird erwartet, dass dieses Netzwerk Grundlage für weitere intermediäremultisektorale Kooperation in der Region ist.

Autoren

H. Büttner, IFOK GmbH, Bensheim, München

 

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