Kapitel S5
Klimavarianten der regionalen Klimamodelle MM5 und REMO
1. Regionale Klimamodelle
Klimaszenarien auf globaler Skala werden weltweit
von vielen Instituten bereitgestellt. Mit Hilfe
von computergestützten Modellen wird dabei das
Klima des Erdsystems aufgrund physikalisch basierter
Gleichungen berechnet. Die räumliche
Auflösung der globalen Modelle ist jedoch trotz
immenser Entwicklungen der Computertechnologie
während der letzten Jahrzehnte noch immer
durch die verfügbaren Rechnerkapazitäten begrenzt.
Als direkte Folge können viele topographisch-atmosphärische Wechselwirkungen, die
gerade im stark alpin geprägten Einzugsgebiet
der Oberen Donau von großer Bedeutung sind,
von globalen Modellen noch nicht aufgelöst werden.
Regionale Klimamodelle sind daher ein
wichtiges Werkzeug für eine verfeinerte Betrachtung
globaler Klimasimulationen auf der regionalen
Skala. Ihre Gitterweite ist mit ca. 10-50 km
deutlich feiner als die globaler Klimamodelle, wodurch
kleinräumige topographische Eigenschaften
und meteorologische Prozesse besser erfasst
werden können.
Abbildung S5.1: Die Topographie im Einzugsgebiet der Oberen Donau in den unterschiedlichen räumlichen Auflösungen
der Modelle DANUBIA (1 km), REMO (10 km) und MM5 (45 km).
Ein Modell zur regionalisierten Klimaberechnung
wurde am Max-Planck-Institut für Meteorologie in
Hamburg entwickelt. Das regionale Klimamodell
REMO verwendet ein doppeltes Nestungsprinzip,
um den Skalensprung zwischen der globalen
und der regionalen Skala zu bewerkstelligen. Dabei
wird zunächst mit einem globalen Modell in
einer groben räumlichen Auflösung von ~180 km
und dann in zwei weiteren Schritten mit dem Regionalmodell
in jeweils feinerer Auflösung (~40
km, ~10 km) das Klima simuliert, wobei die Ergebnisdaten
des jeweils gröberen Datensatzes in
die jeweils feinere Berechnung als lateraler Antrieb
eingehen. REMO wurde u.a. im Auftrag des
Umweltbundesamtes verwendet, um auf Basis
der vom IPCC ausgearbeiteten Emissionsszenarien
mögliche regionale Klimaänderungen bis
zum Jahr 2100 für Deutschland, Österreich und
die Schweiz in einer Auflösung von 10 x 10 km zu
berechnen. Aufgrund der bisher einmaligen
räumlichen Auflösung sind diese Daten als Antrieb
für DANUBIA von besonderem Interesse.
Ein zweites Modell, das bereits seit Projektbeginn
in GLOWA-Danube eingesetzt wird, ist das
Modell MM5 (siehe auch Kapitel 2.5.1). MM5 verfügt
ebenfalls über die Möglichkeit der Mehrfachnestung. Für den Einsatz in DANUBIA wurde jedoch
nur eine einzelne Nestungsstufe (45 km)
verwendet. Dies erscheint dadurch gerechtfertigt,
dass unter Verwendung von Reanalysedaten
als lateralem Antrieb bereits mit der Einfach-Nestung
in einer nochmals optimierten Konfiguration
des MM5 recht realitätsnahe Simulationen insbesondere
des Niederschlags im Alpenraum für das
Jetztzeitklima erzielt werden konnten. Außerdem
findet, anders als mit REMO, auch eine „online“-Einbindung des MM5 über Zwei-Wege-Kopplung in die Simulationsläufe von DANUBIA
statt, was aufgrund des hohen Rechenzeitbedarfs
eines meteorologischen Modells auf feinerer
räumlicher Auflösung praktisch nicht durchführbar
wäre. Die Kombination aus der physikalisch-dynamischen Verfeinerung der globalen Simulationen
durch das regionale Klimamodell
MM5 und dem nachgeschalteten statistisch basierten
Downscaling auf 1 km (siehe Abschnitt 2)
bildet hier den bestmöglichen Kompromiss zwischen
den technischen Möglichkeiten und den
Anforderungen an hochaufgelöste meteorologische Modellergebnisse in DANUBIA.
In Kapitel S2 wurde bereits beschrieben, wie regionale
Klimatrends aus den Ergebnissen der regionalen
Klimamodelle REMO und MM5 abgeleitet
werden können. Durch die Betrachtung der
den Ergebnissen innewohnenden Trends für die
Entwicklung von Temperatur und Niederschlag in
Kombination mit einem statistischen Klimaantriebs-Generator konnten Klimavarianten erzeugt
werden, die sich als meteorologische Eingaben
für DANUBIA eignen (siehe Kapitel S3 und S4).
Jenseits des aus den Ergebnissen abgeleiteten
Trends beinhalten die Ausgaben der regionalen
Klimamodelle REMO und MM5 auch stündliche
Felder der meteorologischen Variablen Strahlung,
Wind, Temperatur, Luftfeuchte und Niederschlag.
Diese Ausgaben sind, zumindest im Prinzip,
dazu geeignet, als meteorologische Antriebe
von DANUBIA zu dienen. Zwei Faktoren verhindern
die direkte Nutzung der Ausgaben der regionalen
Klimamodelle als Antrieb für DANUBIA:
- Die kleinräumige klimatische Variabilität, v.a.
im alpinen Süden des betrachteten Einzugsgebietes,
kann trotz der vergleichsweise hohen
räumlichen Auflösung der regionalen Klimamodelle nicht wiedergegeben werden.
Während die Modellskala von DANUBIA bei
1 km liegt, liegen die Modellskalen der Modelle
REMO und MM5 bei 10 km bzw. 45 km.
In den regionalen Klimamodellen verschwinden
dadurch hydrologisch wichtige Details wie
Täler oder Gletscher (siehe Abbildung S5.1).
Dieser Skalenunterschied muss durch eine
Verfeinerung der räumlichen Auflösung
(Downscaling) der regionalen Klimasimulationen überbrückt werden.
- Die akkurate quantitative Niederschlagsmodellierung
vor allem im topographisch stark
gegliederten Alpenraum stellt für Klimamodelle
eine große Herausforderung dar, wodurch
es auf der Skala der regionalen Modelle zu
Niederschlagsüber- bzw. unterschätzungen
u.a. durch einen horizontalen Versatz der simulierten
Niederschläge kommen kann.
Niederschlagsabweichungen gegenüber Beobachtungsdaten
sind nicht zwingend auf die interne
Prozessmodellierung der regionalen Klimamodelle,
sondern in hohem Maße auch auf den
verwendeten globalen Antrieb zurückzuführen
(siehe Kapitel S2). So zeigt der Vergleich von mit
REMO bzw. MM5 modellierter historischer Klimatologie
(unter ECHAM5-Antrieb) mit einem im
Rahmen des GLOWA-Danube Projektes erstellten
Beobachtungsdatensatz (siehe Kapitel 1.5-1.7) systematische Abweichungen beider Modelle
von den Messungen. Vor allem im Winterhalbjahr
werden die monatlichen Niederschläge im
Einzugsgebiet von beiden regionalen Klimamodellen
deutlich überschätzt (siehe Abbildung
S5.2).
Abbildung S5.2: Mittlerer monatlicher Niederschlag im
Einzugsgebiet der Oberen Donau für den Zeitraum (1971-2000) nach unkorrigierten Berechnungen der regionalen
Klimamodelle MM5 und REMO.
Würde man die Ergebnisse der Modelle für die
Vergangenheit direkt als Eingabe in DANUBIA
nutzen, so wäre es nicht möglich, die statistischen
Eigenschaften der gemessenen Hydrologie
realitätsnah wiederzugeben. Die systematischen
Abweichungen müssen, unter der Annahme,
dass sie sich in gleicher Weise in der Zukunft fortsetzen, durch eine Bias-Korrektur entfernt
werden.
Abbildung S5.3: Dauerlinie des Abflusses am Auslass des
Einzugsgebietes in Achleiten (1972-2000) berechnet aus
Abflussmessungen und DANUBIA Simulationen mit Klimamodellantrieb
ohne Bias-Korrektur (lediglich Korrektur
der subskaligen Variabilität) und mit Biaskorrektur.
Die hydrologische Relevanz der Biaskorrektur
wird durch Abbildung S5.3 verdeutlicht. Dargestellt
ist die unter Verwendung der skalierten
MM5- und REMO-Daten modellierte Dauerlinie
des Abflusses am Auslass des Einzugsgebietes
in Achleiten. Wie Abbildung S5.3 zeigt, reicht bei
den Modellergebnissen beider regionaler Klimamodelle
die Korrektur der subskaligen Variabilität
(siehe Abbildung S5.2) allein nicht aus um die
aus Messdaten berechnete Dauerlinie am Auslass
mit DANUBIA zu reproduzieren.
Die überhöhten Niederschläge in den meteorologischen
Simulationen beider Modelle führen bei
nicht durchgeführter Bias-Korrektur zu einer
deutlichen Abflussüberschätzung. Erst durch
Hinzunahme der Bias-Korrektur in die Skalierung
kann der tatsächliche Verlauf der Dauerganglinie
am Auslass realitätsnah modelliert werden.
2. Skalierung und Bias-Korrektur der Modellergebnisse
Die Skalierung und Bias-Korrekur der stündlichen
Berechnungen der Modelle MM5 und
REMO erfolgt über die Skalierungs-Schnittstelle
SCALMET (Marke, 2008). SCALMET vereint
verschiedene Verfahren zum Up- und Downscaling
derjenigen meteorologischen Parameterfelder,
die als meteorologische Antriebe für DANUBIA
dienen. Bei den hier präsentierten Ergebnissen
kam ein statistisch-empirisches Skalierungsverfahren
zum Einsatz. Das benutzte Verfahren
basiert auf Früh et al. (2006) und verwendet
monatliche Skalierungsfunktionen für das
Downscaling der regionalen Klimasimulationen
auf die für Rechnungen mit DANUBIA benötigte
räumliche Auflösung von 1 x 1 km (siehe Abbildung
S5.4).
Abbildung S5.4: Schematische Darstellung der Skalierung
von Klimamodelldaten mithilfe statistischer Skalierungsfunktionen.
Dabei wird in einem ersten Schritt die subskalige
Variabilität des beobachteten Klimas innerhalb
jeder Gitterbox des jeweiligen regionalen Klimamodells
aus einer hochaufgelösten Klimatologie
abgeleitet (siehe Kapitel 2.5.1). Hierzu wird die
hochaufgelöste Klimatologie (1 km²) unter Erhaltung
von Energie und Masse auf die räumliche
Auflösung des jeweiligen regionalen Klimamodells
aggregiert, so dass als Ergebnis dieses Verarbeitungsschrittes
eine Beobachtungsklimatologie
mit der Auflösung der regionalen Klimamodelle
MM5 und REMO vorliegt. Durch Vergleich des
so entstandenen Datensatzes mit den ursprünglichen Beobachtungsdaten (1 km²) wird die subskalige
Variabilität innerhalb jedes Klimamodell-pixels abgeleitet, d.h. für jedes 1 km2 Pixel innerhalb
eines Klimamodellpixels berechnet, inwieweit
z.B. die monatlichen Temperaturen hier über
dem Mittelwert eines Pixels in Auflösung des betrachteten
Klimamodells liegen.
Da dieser erste Verarbeitungsschritt nur die subskalige
Variabilität, nicht aber Abweichungen zwischen
der modellierten und der beobachteten Klimatologie
korrigiert, werden in einem zweiten
Schritt aus der groben Beobachtungsklimatologie
und der modellierten Klimatologie für beide
Modelle modellspezifische Funktionen zur Bias-Korrektur abgeleitet. Diese Funktionen werden
aus den Abweichungen der groben Klimasimulationen
im monatlichen Mittel von den aggregierten
Beobachtungen abgeleitet. Aus den Funktionen
zur Korrektur der subskaligen Variabilität (XXX) und den Funktionen zur Bias-Korrektur Variabilität
(XXX) ergibt sich folgende Gesamtkorrektur Bias
(XXX):
Durch den Vergleich zwischen beobachteter Klimatologie
und Modellklimatologie nach obigem
Verfahren liegen für alle verwendeten meteorologischen Parameter Korrekturfunktionen für jeden
Monat im Jahr vor. Diese berücksichtigen sowohl
die subskalige Variabilität als auch den Bias auf
Ebene des jeweiligen Modellgitters.
Abbildung S5.5: Entwicklung des Klimaänderungssignals von Temperatur und Niederschlag über die Jahre 1971 bis 2100
nach den skalierten und biaskorrigierten Berechnungen der regionalen Klimamodelle MM5 und REMO.
Im Fall des Niederschlags entstehen dabei
räumlich verteilte Korrekturfaktoren in einer
räumlichen Auflösung von 1 x 1 km für jeden Monat
im Jahr, die mit den stündlichen Niederschlagsfeldern
der regionalen Klimamodelle verschnitten
werden. Bei anderen meteorologischen
Parametern, wie z.B. der Temperatur, kann die
Korrektur auch anhand additiver Korrekturwerte
erfolgen, die mit den simulierten Werten verrechnet
werden. Durch dieses Verfahren werden die
modellierten Daten des Jetztzeitklimas an die Beobachtungsdaten
angeglichen, so dass die skalierten
Modellklimatologien der Vergangenheit
dann per Konstruktion des Skalierungsverfahrens
identisch zu der beobachteten Klimatologie
sind.
Die jeweils zugehörigen modellspezifischen
Skalierungsfunktionen werden dann auf die Modellergebnisse
der Zukunftssimulationen angewandt,
wodurch man den erwünschten Effekt einer
beobachtungs- und statistisch basierten Auflösungsverfeinerung
auf 1 x 1 km erreicht. Die im
Rahmen dieses Kapitels gezeigten Kartenabbildungen
stellen somit das Resultat einer Kombination
von dynamischen (regionale Klimamodelle)
und statistisch-empirischen Skalierungsansätzen
(SCALMET) dar. Die gezeigten Daten
sind aufgrund der verwendeten Korrekturverfahren
zu unterscheiden von den ursprünglichen Klimasimulationen
der Modelle MM5 und REMO,
die zur Ableitung der regionalen Klimatrends in
Kapitel S2 verwendet wurden. Die aus der Skalierung
und Bias-Korrektur resultierenden Modelldaten
werden im Folgenden entsprechend der in
Kapitel S1 dargestellten Logik der GLOWA-Danube
Szenarien als Klimavarianten bezeichnet,
wobei je nach dem zugrundeliegenden regionalen
Modell die Bezeichnungen "MM5 skaliert &
biaskorrigiert" und "REMO skaliert & biaskorrigiert"
verwendet werden.
3. Darstellung der Ergebnisse
Die simulierte Klimaänderung im Einzugsgebiet
der Oberen Donau soll im Folgenden für die meteorologischen
Größen Temperatur und Niederschlag
aufgezeigt werden. In Abbildung S5.5
(oben) ist der zeitliche Verlauf der Änderung der
Jahresmitteltemperatur für den Zeitraum 1970-2100 im Vergleich zur mittleren Jahresmitteltemperatur
der Referenzperiode (1971-2000) nach
vorhergehender Skalierung und Bias-Korrektur
dargestellt. Da die Skalierung im Fall der Temperatur über einen additiven Korrekturterm erfolgt,
bleibt die Temperaturänderung von der Skalierung
unbeeinflusst. Der in Abbildung S5.5 (oben)
gezeigte Verlauf der Temperaturänderung entspricht
somit der in Abbildung S2.7 in Kapitel S2 gezeigten Temperaturänderung der unskalierten Klimamodelldaten. Die Klimavarianten MM5 skaliert & biaskorrigiert und REMO skaliert & biaskorrigiert beinhalten beide einen deutlichen Anstieg
der Jahresmitteltemperatur. Es zeigt sich weiter,
dass beide Klimavarianten einen sehr ähnlichen
Verlauf der Temperaturänderung über die Zeit
zeigen, nur zu Beginn und im letzten Drittel des
21. Jahrhunderts weisen die beiden Varianten unterschiedliche
Temperaturänderungen mit ungefähr
einem Grad Celsius Differenz auf (siehe
Abbildung S5.5 oben). Die für das Einzugsgebiet
der Oberen Donau berechnete Erwärmung zeigt
einen Anstieg der Jahresmitteltemperatur von bis
zu 3°C bis zum Jahr 2060. Während in diesem
Zeitraum noch Jahre mit einer Jahresmitteltemperatur
unter dem durchschnittlichen Wert der Referenzperiode
auftreten, liegen die Jahresmitteltemperaturen
bis zum Ende des 21. Jahrhunderts
für beide Modellsimulationen ausnahmslos (bis
zu +5°C) über dem Mittel der Referenzperiode.
Der zeitliche Verlauf der relativen Niederschlagsänderung
ist in Abbildung S5.5 (unten)
dargestellt. Zur Veranschaulichung wurde das jeweils
10-jährige gleitende Mittel (dicke Linien) mit
den stark schwankenden jährlichen Änderungen
(dünne Linien) hinterlegt. Im Gegensatz zur Skalierung
der Temperatur wird im Fall des Niederschlags
ein multiplikativer Korrekturterm verwendet.
Dies hat zur Folge, dass neben den räumlichen
Mustern und absoluten Werten auch die
Niederschlagsänderung durch die Skalierung
verändert wird. Ein Vergleich von Abbildung S5.5
(unten) mit den Niederschlagstrends aus Abbildung
S2.7 in Kapitel S2 zeigt aber, dass der Einfluss
der Skalierung auf die Niederschlagsänderung
sehr gering ist und im Vergleich zu den Unsicherheiten
in der simulierten Niederschlagsentwicklung
zu vernachlässigen ist.
Vergleicht man die beiden Klimavarianten MM5
skaliert & biaskorrigiert und REMO skaliert &
biaskorrigiert, zeigt sich für beide Klimavarianten
ein gleichgerichteter Verlauf der errechneten Niederschlagsänderung.
Dabei ist allerdings darauf
hinzuweisen, dass der hohe Grad an Übereinstimmung
zum Großteil auf den gemeinsamen
globalen Antrieb der Modelle MM5 und REMO zurückzuführen
ist (ECHAM5, siehe Kapitel S.2, Abbildung
S2.6). Ein tatsächliches Eintreten der simulierten
Klimaänderung wird dadurch allerdings
nicht wahrscheinlicher, da die Eintrittswahrscheinlichkeit
des Ergebnisses des zugrunde liegenden
ECHAM-Laufes nicht bekannt ist.
Während für die erste Hälfte des 21. Jahrhunderts
keine signifikante Zu- oder Abnahme der
jährlichen Niederschläge resultiert, weichen die
Daten der beiden Klimavarianten ab 2060 stärker
voneinander ab. Während MM5 skaliert & biaskorrigiert erhebliche Niederschlagszunahmen bis
knapp 40% aufweist, sind bei REMO skaliert &
biaskorrigiert die Abnahmen stärker ausgeprägt
(bis zu -30%). Im gleitenden Mittel zeichnet die Entwicklung in den Klimavarianten im Fall des
Modells MM5 in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts
somit tendenziell mehr Niederschlagszunahmen,
für REMO hingegen tendenziell mehr
Niederschlagsabnahmen nach.
Berechnet man den linearen Trend der Klimaänderung über die Jahre 1990-2100, so ergeben
sich die in den Tabellen S5.1 und S5.2 dargestellten Änderungen von Temperatur und Niederschlag.
Neben den Jahresmittelwerten und linearen
Trends können für manche Fragen der Klimafolgenforschung
natürlich auch die räumlichen
Muster und die saisonalen Änderungen von
Temperatur und Niederschlag von entscheidender
Bedeutung sein. Das in den Kartenblättern
S5.3 und S5.4 dargestellte Klimaänderungssignal
wurde als Differenz zwischen den skalierten
und biaskorrigierten Modellrechnungen für den
Szenariozeitraum 2031-2060 und den skalierten
Modellergebnissen der Vergangenheit von 1971-2000 berechnet.
Temperatur
Wie in Tabelle S5.1 dargestellt, zeigen die Daten
der Klimavariante REMO skaliert & biaskorrigiert im Jahresmittel eine stärkere Temperaturzunahme
als die MM5 basierte Klimavariante.
Temperaturänderung 1990-2100 [°C]
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MM5 skaliert &
biaskorrigiert
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REMO skaliert &
biaskorrigiert
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Tabelle S5.1: Linearer Trend der Temperaturänderung im
Einzugsgebiet der Oberen Donau (1990-2100) gemessen
am Mittel 1971-2000.
Abbildung S5.6: Mittlere monatliche Temperatur im Einzugsgebiet
der Oberen Donau für den Referenzzeitraum
(1971-2000) und den Szenariozeitraum (2031-2060) nach
MM5 skaliert und biaskorrigiert (oben) und REMO skaliert& biaskorrigiert (unten).
Die jahreszeitlichen Temperaturänderungen zeigen
bei Untersuchung der linearen Trends v.a. im
Winter deutliche Unterschiede in den Klimavarianten.
Dabei ist in den letzten zwei Dekaden des
21. Jahrhunderts die aus MM5-Daten abgeleitete
Temperaturänderung im Winter mit +5.2°C um
1.5°C geringer als die aus den skalierten und
biaskorrigierten REMO-Daten berechnete Zunahme.Die über den Zeitraum 2031-2060 gemittelte
Jahresmitteltemperatur im Einzugsgebiet der
Oberen Donau ist den Klimavarianten MM5 skaliert& biaskorrigiert und REMO skaliert & biaskorrigiert zufolge gleichermaßen um ungefähr 1.5°C
höher als das Mittel des Referenzzeitraums
(siehe Karten S5.1 und S5.2). Betrachtet man allerdings
nur die höheren Gebirgslagen, beträgt die stärkste Erwärmung für die aus MM5-Daten
abgeleitete Klimavariante ungefähr 1.6°C, für die
aus REMO-Simulationen berechnete Variante
hingegen ungefähr 2.3°C.
Das räumlich verteilte Änderungssignal, abgeleitet
aus der Klimavariante MM5 skaliert & biaskorrigiert,
ist durch eine eher gleichmäßige Zunahme
der Temperaturänderung von Nord nach Süd
gekennzeichnet, dagegen sind für die Änderungen
nach REMO skaliert & biaskorrigiert kleinräumigere
Muster zu erkennen. Diese im Vergleich zu den MM5-basierten Daten deutlich kleinräumigere
Variabilität der Temperaturänderung ist
durch die höhere räumliche Auflösung des zugrundeliegenden
Modells REMO zu erklären.
Zwar bringt die Skalierung der Modellergebnisse
im Fall beider Modelle subskalige Muster in einer
räumlichen Auflösung von 1 x 1 km hervor (siehe
Karten S5.1 und S5.2), die Skalen der Temperaturänderungssignale
sind jedoch durch die horizontale
Auflösung des jeweiligen regionalen Klimamodells
dominiert.
Für die Wintersaison DJF sind, ähnlich wie bei
der Trendbetrachtung, deutliche Unterschiede in
den Differenzbildern beider Klimavarianten zu
verzeichnen. Während der Winter nach REMO
skaliert & biaskorrigiert mit +2°C die Jahreszeit
mit der höchsten Temperaturzunahme darstellt,
fällt die aus den MM5-Daten errechnete Zunahme
im Winter deutlich geringer aus und liegt mit
+1.3°C sogar unter der Zunahme von +1.5°C im
Sommer und +1.9°C im Herbst. Diese Unterschiede
sind auf die verschiedenartigen Entwicklungen
in den einzelnen Monaten zurückzuführen
(siehe Abbildung S5.6).
Wie im Kartenblatt S5.4 dargestellt, zeigen die
Daten der Variante REMO skaliert & biaskorrigiert eine maximale Erwärmung im Winter und
Herbst, während MM5 skaliert & biaskorrigiert höchste Temperaturzunahmen für den Sommer
und Herbst aufweist.
Niederschlag
Die linearen Trends der Niederschlagsentwicklung
im Einzugsgebiet der Oberen Donau zeigen
im Fall beider Klimavarianten eine Abnahme des
Jahresniederschlags bis zum Ende des 21. Jahrhunderts,
die im Fall der Klimavariante MM5 skaliert & biaskorrigiert allerdings geringer ausfällt
(siehe Tabelle S5.2).
Was die saisonale Niederschlagsänderung
betrifft, zeigen die aus den Klimavarianten abgeleiteten
Trends vor allem im Sommer und Frühjahr
große Übereinstimmungen.
Niederschlagsänderung 1990-2100 [%]
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MM5 skaliert &
biaskorrigiert
|
REMO skaliert &
biaskorrigiert
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Tabelle S5.2: Linearer Trend der Niederschlagsänderung
im Einzugsgebiet der Oberen Donau (1990-2100) relativ
zum Mittel 1971-2000.
Die linearen Trends auf Grundlage beider Klimavarianten
zeigen eine erhebliche Abnahme der
Niederschläge im Sommer und eine deutliche Zunahme
der Niederschläge im Frühjahr. Die zukünftige
Entwicklung der Winterniederschläge
stellt sich in den linearen Trends der beiden Klimavarianten
MM5 skaliert & biaskorrigiert und
REMO skaliert & biaskorrigiert unterschiedlich
dar. Während sich im linearen Trend im Fall von
MM5 skaliert & biaskorrigiert bis zum Ende des
21. Jahrhunderts eine Zunahme der winterlichen
Niederschläge um 8.4 % abzeichnet, nehmen die
Winterniederschläge in der Variante REMO skaliert & biaskorrigiert um 1.4% ab.
Vergleicht man die aus den Klimavarianten abgeleiteten
Niederschlagstrends mit den Ergebnissen
des Vergleichs von Referenz und Szenariozeitraum,
so werden Unterschiede deutlich:
Während der lineare Trend der Niederschlagsänderung
(1990-2100) bei beiden Modellen eine
Abnahme des Jahresniederschlags beschreibt,
zeigt der Vergleich der mittleren Jahresniederschläge
im Szenariozeitraum (2031-2060) mit
den Niederschlägen im Referenzzeitraum (1971-2000) bei beiden Klimavarianten eine Zunahme
der Niederschläge (siehe Karten S5.3 und S5.4).
Diese Umstände verdeutlichen die Abhängigkeit
des Klimaänderungssignals von der Länge und
der Lage des untersuchten Zeitraums innerhalb
der modellierten Zeitreihe sowie die Abhängigkeit
der Ergebnisse von der zur Untersuchung der Klimaänderung
verwendeten Methodik.
Während die Zunahme der Jahresniederschläge
in den Daten der Klimavariante REMO skaliert &
biaskorrigiert, berechnet durch Gegenüberstellung
der Zeiträume 1971-2000 und 2031-2060,
im Vergleich zur Klimavariante MM5 skaliert & biaskorrigiert in einigen Gebieten etwas höher ausfällt,
stimmt die horizontale Verteilung des Niederschlagsänderungssignals
beider skalierter
Modellergebnisse weitgehend überein. Sie ist
durch eine Niederschlagszunahme im Bereich
des Bayerischen Waldes vor allem aber im Bereich des nordöstlichen Alpenbereiches gekennzeichnet.
Eine Abnahme der jährlichen Niederschlagswerte
kennzeichnet dagegen den südwestlichsten
Teil des Einzugsgebietes. Auch die
saisonalen Niederschlagsänderungen im Einzugsgebiet
der Oberen Donau werden in beiden
Klimavarianten sehr ähnlich abgebildet (siehe
Kartenblatt S5.4, Karten 9-16). Beide skalierten
Modellergebnisse zeigen eine Zunahme des mittleren
Gebietsniederschlages für den Frühling
(MM5 skaliert & biaskorrigiert: +27mm, REMO
skaliert & biaskorrigiert: +32mm) und Herbst
(MM5 skaliert & biaskorrigiert: +19mm, REMO
skaliert & biaskorrigiert: +38mm) sowie eine Abnahme
der Niederschläge im Sommer (MM5 skaliert& biaskorrigiert: -6mm, MM5 skaliert & biaskorrigiert: -13mm).
Die Resultate für den Winter zeigen im Vergleich
der Zeiträume 1971-2000 und 2031-2060 insgesamt
zwar eine geringe Differenz aber eine gegenläufige
Entwicklung der beiden Klimamodelle.
Während aus den REMO basierten Daten eine
absolute Zunahme des Niederschlags um 2mm
im Winter resultiert, zeigen die aus den MM5 Modellrechnungen
abgeleiteten Ergebnisse eine
Abnahme der Niederschläge im Winter von ca.
3mm.
Betrachtet man die Darstellung der monatlichen
Niederschläge im Referenz- und Szenariozeitraum
für beide Modelle (siehe Abbildung S5.7),
so wird deutlich, dass die unterschiedliche Niederschlagsänderung
im Winter im wesentlichen
auf unterschiedliche Niederschläge für den Monat
Februar (2031-2060) zurückzuführen sind. In
Abbildung S5.7 zeigt sich weiter, dass die maximale
Zunahme und maximale Abnahme bei beiden
Klimavarianten in den gleichen Monaten erfolgen
(März: Zunahme bzw. August: Abnahme).
Abbildung S5.7: Mittlerer monatlicher Niederschlag im
Einzugsgebiet der Oberen Donau für den Referenzzeitraum
(1971-2000) und den Szenariozeitraum (2031-2060)
nach MM5 skaliert und biaskorrigiert (oben) und REMO
skaliert & biaskorrigiert (unten).
Zusammenfassung
Wie in diesem Kapitel gezeigt wurde, beschreiben
die beiden Klimavarianten als skalierte und
biaskorrigierte Modellergebnisse der regionalen
Klimamodelle MM5 und REMO für die untersuchten
Zeiträume sehr ähnliche Änderungen von
Temperatur und Niederschlag. Dies ist vor allem
auf den lateralen Antrieb zurückzuführen, der bei
beiden Modellen gleich ist und aus den Ergebnisdaten
der selben ECHAM5-Simulation
(A1B, Member 1) besteht.
Der Vergleich unterschiedlicher Analysemethoden
(Vergleich von Referenz- und Szenariosimulationen
sowie Trendanalysen) und Analysezeiträume
hat gezeigt, dass das Klimaänderungssignal
z.T. sehr stark von den verwendeten Methoden
und den betrachteten Zeiträumen abhängt.
Vor allem im Fall des Jahres- sowie des
Winterniederschlags resultieren aus der verschiedenartigen
Datenanalyse unterschiedliche,
teilweise sogar gegensätzliche Änderungssignale.
Die Unterschiede in den simulierten Änderungen
des Niederschlags zwischen den Modellen in
Kombination mit der Tatsache, dass bei Anwendung
unterschiedlicher Analysemethoden und
bei Betrachtung unterschiedlicher Zeiträume eine
Differenz von ca. 10 % bei den Niederschlagsänderungen
in Herbst und Winter bei beiden
Klimavarianten aufgetreten ist, zeigen die
Schwierigkeiten und Unsicherheiten in den Berechnungen
zukünftiger Niederschlagsmengen.
Bei der Analyse und Interpretation der gezeigten
Ergebnisse ist es wichtig zu berücksichtigen,
dass hier nur eine einzelne Realisation innerhalb
eines einzelnen global vorgegebenen Klimatrends
berücksichtigt werden konnte, die dann
mit MM5 bzw. REMO weiter verfeinert wurde. Damit
ist es noch nicht möglich, auf der Basis der
vorliegenden Ergebnisse der regionalen Klimamodellierung
Aussagen über Bandbreiten des zu
erwartenden Klimawandels bzw. zu Eintrittswahrscheinlichkeiten
bestimmter Klimaverläufe zu
machen. Für eine genauere Abschätzung der
Bandbreite möglicher Klimaänderungen und deren
Auswirkungen müssen unterschiedliche Realisierungen
innerhalb der Szenarien betrachtet
werden. Die benötigte Fülle an Modellrealisationen
steht bis heute leider nicht zur Verfügung,
nicht zuletzt aufgrund des enorm hohen Rechenzeitaufwandes
derartiger Simulationen.
Die Ergebnisse aus den Simulationen von
REMO und MM5 weisen aber schon auf die zu
erwartende Variabilität der simulierten Klimaentwicklungen
hin. So zeigen die linearen Trends
des Niederschlags in den Klimavarianten MM5
skaliert & biaskorrigiert und REMO skaliert &
biaskorrigiert für die Jahreszeiten Herbst und
Winter eine Differenz von knapp 10 Prozentpunkten
auf. Für Frühling und Sommer aber stimmen
die Entwicklungen des Niederschlags nach den
Berechnungen beider Modelle, mit einem Unterschied
von nur 3 Prozentpunkten, im Wesentlichen überein. Der Vergleich des Verlaufs zeigt,
dass MM5 und REMO erst für die letzten 15-30
Jahre stärkere Abweichungen im Niederschlag
simulieren, während sie für den Zeitraum 1970
bis ungefähr 2070 in ihren Ergebnissen sehr ähnliche
Verläufe aufweisen.
Die Zunahme der Temperatur im Einzugsgebiet
der Oberen Donau stellt sich in den Klimavarianten
MM5 skaliert & biaskorrigiert und REMO skaliert& biaskorrigiert sehr ähnlich dar, wobei die
Temperaturzunahme in der auf REMO Berechnungen
basierenden Variante generell etwas höher
ausfällt. Auch hier resultieren die Unterschiede
in der Temperaturänderung zwischen den beiden
Klimavarianten aus den unterschiedlichen
Berechnungen der regionalen Klimamodelle für
die letzten 2 Dekaden des 21 Jahrhunderts.
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