Kapitel S1
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Die je nach Fragestellung spezifisch abgestimmte
Auswahl eines GLOWA-Danube-
Szenarios erlaubt es, die Auswirkungen des
Klimawandels auf ein breites Spektrum von
Sektoren zu analysieren und daraus ableitend verschiedene Maßnahmen für die Anpassung an und die Vermeidung von Klimafolgen zu identifizieren, zu simulieren und schließlich ihre Wirksamkeit zu überprüfen. |
Abbildung S1.1 zeigt schematisch Struktur und
Entstehungsweg eines GLOWA-Danube-Szenarios.
Aus jeder Spalte wird eine Option gewählt
und so das Szenario je nach Fragestellung individuell
zusammengestellt. Prinzipiell sind alle Auswahlkriterien
miteinander kombinierbar, eine
Ausnahme bilden die beiden aus bias-korrigierten
Ergebnissen regionaler Klimamodelle gebildeten
Klimavarianten (siehe Erläuterungen unter
Abbildung S1.1).
Das erste Auswahlkriterium (Auswahl 1) bei
der Zusammenstellung eines GLOWA-Danube-
Szenarios betrifft den Klimatrend: Auf der
Grundlage des globalen IPCC Emissionsszenarios
A1B stehen vier plausible regionale Klimatrends
zur Verfügung. Die Klimatrends unterscheiden
sich hinsichtlich der Stärke des Temperaturanstiegs
und der prozentualen Niederschlagsveränderung
(siehe Kapitel S2).
Allerdings geben die Klimatrends lediglich Auskunft über die generelle Klimaentwicklung. Die
meteorologischen Antriebsdaten für DANUBIA
werden mit der zweiten Auswahlmöglichkeit (Auswahl 2), den Klimavarianten, bestimmt. Sie
entstammen einerseits dem statistischen Klimaantriebs-
Generator (siehe Kapitel S3), der unter
Beachtung stochastischer Regeln aus historischen
meteorologischen Messreihen eine Reihe
von unterschiedlichen meteorologischen Zeitreihen
als Klimaantrieb erzeugt. Aus dieser Zeitreihe
werden dann nach vorgegebenen Kriterien
solche herausgesucht, die interessante Szenarien
bilden, also eine besondere Herausforderung
darstellen. Auf der anderen Seite können Klimavarianten
auf Ergebnissen der regionalen Klimamodelle
nach Bias-Korrektur und Downscaling
beruhen (siehe Kapitel S5). Derzeit gibt es zwei
solche Klimavarianten, die die Modelle REMO und MM5 betreffen.
Die Auswahlmöglichkeit der Klimavariante kann als Spezifizierung des Klimaszenarios angesehen werden. Sie eignet sich dazu, besondere Fragestellungen zu untersuchen wie z.B. das Verhalten der Grundwasserspeicher unter der Bedingung von 5 aufeinander folgenden trockenen Jahren (4. Variante).
Die dritte Auswahl betrifft das Gesellschaftsszenario (Auswahl 3). Neben einem Baseline- Szenario, das den Status Quo fortführt, stehen zwei gegensätzliche Szenarien zur Auswahl. Eine ausführliche Beschreibung der Gesellschaftsszenarien findet in Kapitel S6 statt.
Eine vierte Auswahloption gibt es bezogen auf Maßnahmen (Auswahl 4). Eine Maßnahme ist ein gezielter, punktueller Eingriff (in Raum und/oder Zeit), um einer Entwicklung im ausgewählten Szenario entgegenzuwirken oder sie zu unterstützen; dies kann z.B. der Einsatz von Schneekanonen in Gebieten, in denen der Tourismus von Schneemangel bedroht ist, im Allgemeinwohl-Szenario sein. Der Maßnahmenkatalog spannt den Raum der von außen gesetzten Handlungsoptionen auf. Diese Auswahlmöglichkeit ist optional.
Durch die vorgegebene Logik der GLOWA-Danube-Szenarien kann sich unter verschiedenen Klimatrends und Klimavarianten die Gesellschaft auch selbst entwickeln und unterschiedliche Richtungen im Sinne von gesellschaftlichem Wandel, der den Alltag, Zeitgeist sowie die Wahrnehmung unterschiedlichster Themen bestimmt, einschlagen.
Die hier beschriebene Vorgehensweise ist Grundlage für die Definition aller im Projekt GLOWA-Danube benutzten Zukunftsszenarien. Sie erlaubt es, auf einfache und nachvollziehbare Weise aus globalen Trends für die Entwicklung von Klima und Gesellschaft regionale Szenarien in verschiedensten Varianten abzuleiten und diese mit den Stakeholdern zu diskutieren. Bei der Anwendung des gewählten Konzeptes hat es sich als hilfreich herausgestellt, dass sich damit die Ergebnisse der Szenario-Simulationen in einfacher, eindeutiger und transparenter Form als „unter den Szenariobedingungen Klimatrend u, Klimavariante v und Gesellschaftsszenario w sind folgende Ergebnisse x modelliert worden“ darstellen und dokumentieren lassen.
1 = aus Klimaantriebs-Generator (siehe Kapitel S3)
2 = aus regionalen Klimamodellen (siehe Kapitel S6) in Verbindung mit Klimatrend REMO regional, bzw. MM5 regional
Abbildung S1.1: Szenariomatrix in GLOWA-Danube.
Ein komplettes Szenario besteht aus einem Pfad von links nach rechts: eine Auswahl 1 + eine Auswahl 2 + eine Auswahl 3; Auswahl 4 ist optional. Prinzipiell können alle Möglichkeiten
miteinander kombiniert werden. Eine Ausnahme bilden die Klimavarianten REMO skaliert & biaskorrigiert und MM5 skaliert & biaskorrigiertt: sie können lediglich in Kombination mit den
Klimatrends REMO regional und MM5 regional ausgewählt werden.
Autoren
S. Kuhn, A. Ernst,Center for Environmental Systems Research (CESR), Universität Kassel
W. Mauser, Department für Geographie, Lehrstuhl für Geographie und geographische Fernerkundung, Ludwig-Maximilians-Universität München
de Vries, J. & Perry, T. (2007):
Der demografische Wandel
und die Zukunft der Gesellschaft. Navigator. Der Newsletter
von SinusSociovision, Ausgabe 2/2007.
Götze, U. (1991):
Szenario-Technik in der strategischen Unternehmensplanung.
Wiesbaden: DUV.
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